Wasserversorgung von Bürgstadt auf hohem Niveau, zukünftige Probleme jedoch absehbar
Auf Einladung der UWG Bürgstadt, haben am 23. Januar 2018 die Mitglieder der UWG mit der Geschäftsführung der EMB und deren Fachexperten über die lokale Wasserversorgung diskutiert. Ziel war es sowohl ein Bild der aktuellen Versorgungslage zu erhalten, als auch die mittel- und langfristigen Herausforderungen in der Wasserversorgung zu analysieren.
Zunächst wurde das Wasserwerk in der Kolpingstraße besichtigt. Dieses wurde von 2016 bis 2017 für insgesamt 1,2 Millionen Euro auf den modernsten Stand der Technik gebracht. So wurden beispielweise eine neue Ultrafiltrationsanlage und eine neue Entsäuerungsanlage eingebaut, sowie die gesamte Verrohrung erneuert. Die Umbaumaßnahmen wurden von einem Schweizer Unternehmen als Generalunternehmer geplant, die Arbeiten jedoch größtenteils von lokal ansässigen Betrieben ausgeführt. Eine besondere Herausforderung bestand darin, dass die Arbeiten im laufenden Betrieb durchgeführt werden mussten, so Roland Straub, Leiter Wasserversorgung der EMB, und dies ohne Unterbrechung der Wasserversorgung für Bürgstadt.
Die neue Technik ist redundant ausgelegt, was bedeutet, dass von den Pumpen bis hin zur Entkeimungsanlage alle Komponenten zweifach verbaut sind. Somit kann die EMB, als lokaler Wasserversorger, ihrem Versorgungsauftrag stets gerecht werden, selbst bei technischen Störungen einzelner Komponenten. Diese Störungen laufen zentral in der Leitstelle in Miltenberg auf, von wo die gesamte Anlage gesteuert werden kann. Ebenfalls haben die EMB-Mitarbeiter sogenannte Rufbereitschaften und mittels modernster Technik ist es diesen Mitarbeitern möglich auch von zu Hause auf die Störungsmeldungen oder die Steuerung zuzugreifen, so Christoph Keller, Geschäftsführer der EMB.
Das Wasserwerk in der Kolpingstraße versorgt mit einer Produktionsmenge von 296.000 m3 die Gemeinde Bürgstadt. Für Notfälle existiert jedoch zusätzlich eine „Querverbindung“ nach Miltenberg, so dass auch Trinkwasser aus den Brunnen der Kreisstadt bezogen werden könnte. Der jährliche Verlust an produziertem zu in Rechnung gestelltem Trinkwasser in Höhe von 14% der Produktionsmenge ist zum Einen auf die zahlreichen Wasserrohrbrüche im Bürgstadter Versorgungsgebiet zurückzuführen, aber auch auf die Verwendung durch die Feuerwehr.
Im Anschluss an die Besichtigung des Wasserwerks fand dann eine Diskussionsrunde im Gasthaus Centgraf statt. Vom täglich durchschnittlichen Wasserverbrauch einer Person mit 127 Litern pro Tag, werden ca. 3 Liter für Trinken und Essen verwendet. Somit ist unser Trinkwasser als Lebensmittel zu deklarieren, so Michael Meder (1. Vorsitzender der UWG Bürgstadt). Er wollte wissen, wie die EMB diese Qualität sicherstellen kann und was hierbei die größten Herausforderungen sind. Christoph Keller beantwortete diese Frage mit den regelmäßigen Qualitätskontrollen und einer über die Vorschriften hinaus sorgfältigen Betriebsführung durch seine hoch engagierten und qualifizierten Mitarbeiter. Er räumte jedoch ein, dass einer der drei Bürgstadter Brunnen ihm Sorge bereite. Bei diesem Brunnen treten immer wieder Eintrübungen im Wasser auf, auf welche die EMB umgehend reagieren muss. Einen negativen Einfluss dieser Eintrübungen auf die Trinkwasserqualität hat es bis zu keinem Zeitpunkt gegeben, stellte Christoph Keller fest. Eine ersatzlose Abschaltung dieses Brunnes ist jedoch aufgrund der notwendigen Fördermenge leider nicht möglich, so dass bereits damit begonnen wurde eine geeignete Stelle für einen neuen Brunnen zu finden. Eine besondere Herausforderung hierbei ist es, zum einen eine geeignete Stelle zu finden, zum Anderen aber auch den gesetzlichen Auflagen z.B. für ein Wasserschutzgebiet gerecht zu werden. Aufgrund dieser Herausforderungen werden bereits heute große Teile von Baden-Württemberg mit aufbereitetem Wasser aus dem Bodensee versorgt. Alle Anwesenden waren sich einig, dass diese Situation im Verantwortungsgebiet der EMB vermieden werden und mit Hochdruck an der Erschließung neuer, lokaler Brunnen gearbeitet werden sollte. Michael Meder wies darauf hin, dass hierzu eine enge Zusammenarbeit zwischen der EMB, der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat notwendig ist und bat daher alle anwesenden Gemeinderäte, sowie Bürgermeister Thomas Grün eine zukunftssichere Lösung zu finden, schließlich gehöre die Wasserversorgung zu einer der Pflichtaufgaben der Gemeinde. Thomas Grün und Christoph Keller pflichteten dem bei und untermauerten die sehr gute vertrauensvolle Zusammenarbeit. Auch habe es bereits erste Gespräche mit Grundstücksbesitzern von potentiell geeigneten Bohrstellen gegeben.
(Michael Meder)